Schilddrüsenerkrankungen
Euthyreote Struma (Kropf)
Als euthyreote Struma bezeichnet man eine nicht entzündliche, nicht bösartige und nicht mit einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion einhergehende Schilddrüsenvergrößerung. Die häufigste Ursache einer euthyreoten Struma in unseren Breiten ist der Jodmangel.
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
Eine Hyperthyreose ist eine Überfunktion der Schilddrüse, die laborchemisch und klinisch (feuchte, warme Haut, Zittern, Herzrasen, schnelle Ermüdbarkeit, Unruhe, Osteoporose) nachweisbar ist. In seltenen Fällen kann eine thyreotoxischen Krise (akut einsetzende, lebensbedrohliche Steigerung einer Hyperthyreose) mit Kräfteverfall, Herz-Kreislaufkomplikationen und schweren Durchfällen auftreten.
Als Ursachen für eine Hyperthyreose kommen Autoimmunerkrankungen (Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis), bei denen der menschliche Organismus Schlüsselmoleküle (Antikörper) gegen körpereigenes Gewebe bildet, enthemmtes Schilddrüsengewebe (fokale oder disseminierte Autonomie), Schilddrüsenentzündungen (de Quervain-Thyreoiditis, Strahlenthyreoiditis) oder Hirnanhangsdrüsenerkrankungen (TSH-produzierende Hypophysenadenome) in Frage.
Morbus Basedow
Der Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt (s.a. Hyperthyreose). Sie kann auch zusammen mit einer endokrinen Orbitopathie (Erkrankung der Augenhöhle) und typischen Hautveränderungen (Dermatopathie, prätibiales Myxödem) auftreten.
Endokrine Orbitopathie
Hierunter versteht man beidseitige Entzündung des die Augen umgebenden Fett- und Bindegewebes, die durch Hervortreten der Augäpfel mit Bewegungsstörungen der Augen und unvollständigem Lidschluss auffallen kann. Als Beschwerden können Augenschmerzen, Tränen, Lichtempfindlichkeit, Fremdkörpergefühl, verschwommenes und Doppelt-Sehen sowie Kopfschmerzen auftreten. Diese Erkrankung tritt häufig in Zusammenhang mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (M. Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis, s.a. Hyperthyreose) auf, kann sich aber auch zeitlich verschoben oder unabhängig von einer Schilddrüsenerkrankung entwickeln.
Hypothyreose
Die mangelnde Versorgung von Körperzellen mit Schilddrüsenhormonen bezeichnet man als Hypothyreose. Diese kommt in den meisten Fällen durch fehlende oder unzureichende Produktion der Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse selbst zustande (primäre Hypothyreose), kann aber auch durch die fehlende Bildung von übergeordneten Hormonen in der Hirnanhangdrüse oder im Hypothalamus auftreten (sekundäre bzw. tertiäre Hypothyreose).
Die Hypothyreose äußert sich klinisch durch allgemeine Schwäche, rasche Ermüdbarkeit, ständiges Frieren, Konzentrationsschwäche, Interessenverlust, trockene, schuppige Haut und Wassereinlagerungen (Ödeme) in Gesicht und Beinen. Ferner kann es zu Herzbeschwerden, Kopfschmerzen und Durchblutungsstörungen kommen. Die Hypothyreose kann angeboren oder durch unter anderen durch Schilddrüsenentzündung, Strahleneinwirkung, operative Eingriffe oder medikamentös erworben sein.
Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditiden)
Unterschieden werden die plötzlich einsetzende Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) mit starken Beschwerden wie Schmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellungen, Druckempfindlichkeit und Hautrötung über der Schilddrüse, denen meist eine bakterielle Entzündung zugrunde liegt (als Sonderformen gelten die Strahlenthyreoiditis, traumatische Thyreoiditis und akute Virusthyreoiditis), von der ebenfalls schmerzhaften subakuten Thyreoiditis de Quervain und der chronischen, durch Autoimmunreaktion verursachten Thyreoiditis Hashimoto, deren Verlauf über Jahre schmerzlos und oft unbemerkt verlaufen und dann zu einer behandlungsbedürftigen Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose, s. dort) führen kann.
Gutartige Tumorerkrankungen der Schilddrüse
Als häufigsten gutartigen Tumor der Schilddrüse ist das Schilddrüsenadenom zu nennen. Als Sonderform gilt das autonome Adenom, das von der Regulation durch übergeordnete Hormonzentren unabhängig Schilddrüsenhormone bildet und freisetzt und so häufig zu einer Überfunktion der Schilddrüse führt.
Bei Knoten der Schilddrüse muss ein bösartiger Tumor immer ausgeschlossen werden.
Bösartige Tumorerkrankungen der Schilddrüse
Bösartige Tumorerkrankungen der Schilddrüse beinhalten Karzinome, Sarkome und Absiedlungen anderer bösartiger Tumore des Körpers (Metastasen). Als Sonderform tritt das familiär gehäufte C-Zell-Karzinom (auch medulläres Schilddrüsenkarzinom / MTC genannt) auf, das von den parafollikulären Schilddrüsenzellen ausgeht und Calcitonin produziert. Calcitonin ist ein in den Knochenstoffwechsel eingreifendes Hormon und kann im Falle einer Überproduktion Hitzewallungen und Durchfälle auslösen.
Schilddrüse und Kinderwunsch
In der Situation des Kinderwunsches ist mit Blick auf die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, das Risiko für Fehl- und Frühgeburten sowie die Intelligenz des Kindes der Schilddrüse besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In dieser Situation kann auch die Behandlung diskreter Funktionsabweichungen des Organs sinnvoll sein, die man in anderen Lebensabschnitten nicht behandeln würde