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Endokrine Orbitopathie

Patienten mit einer ausgeprägten Form einer durch das Immunsystem hervorgerufenen Schilddrüsenentzündung (Autoimmunthyreoiditis vom Basedow Typ), bei der vom Körper Auto-Antikörper gegen das körpereigene Gewebe gebildet werden, sind häufig durch die sogenannte endokrine Orbitopathie stigmatisiert und ästhetisch besonders beeinträchtigt. Diese gehört neben einem beschleunigten Herzschlag (Tachykardie) und der vergrößerten Schilddrüse (Struma) zur „Merseburger Trias“, dem Hauptsymptomkomplex der Schilddrüsenerkrankung.

Bei der endokrinen Orbitopathie kommt es zum Hervortreten der Augen aus der Augenhöhle (Exophthalmus), so dass sich hieraus eine Verbreiterung der Lidspalten, Entzündungen der Bindehaut und Bewegungsstörungen der Augen ergeben können. Bei ausbleibender Behandlung kann es durch Veränderungen der Augenmuskeln zu Sehstörungen mit Doppelbildern und durch den seltenen unzureichenden Lidschlag mit Austrocknen zu einer chronischen Entzündung der Bindehaut mit einer dauerhaften Gewebeumwandlung kommen. In seltenen Fällen sind auch Schädigungen der Hornhaut und des Sehnerven beschrieben.

Eine ursächliche Therapie gegen diese Autoimmunerkrankung existiert bisher nicht. Dennoch empfiehlt sich die Therapie einer ebenfalls vorkommenden Schilddrüsenüberfunktion medikamentös oder chirurgisch. Die symptomatische konservative Therapie der endokrinen Orbitopathie besteht aus einer immunsuppressiven Therapie mit Cortison und einer Bestrahlung des wuchernden Gewebes mit harter Röntgenstrahlung (Orbitaspitzenbestrahlung mit ca. 2-16 Gy). Nicht selten stellt sich auch durch diese sehr nebenwirkungsreiche Therapie nicht der gewünschte Erfolg ein.

Bei der von uns favorisierten chirurgischen Therapie wird eine sogenannte Dekompression der Orbita durchgeführt werden. Bei der von uns praktizierten Methode erfolgt durch einen relativ kleinen Schnitt am Unterlid die Vergrößerung der knöchernen Augenhöhle, so dass sich das gewucherte Fettgewebe dorthin ausdehnen kann. Da die Schnittführung in bereits vorhandene Hautfalten gelegt wird, entstehen keine auffällig sichtbaren Narben. Neben der funktionellen Verbesserung der Symptome der endokrinen Orbitopathie zeigt sich eine deutliche Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbildes und wird von den Patienten besonders geschätzt.

In unserer Abteilung wird in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Augenheilkunde mit jahrelanger Erfahrung erfolgreich die operative Therapie durch Orbitadekompression durchgeführt.

Die Operation wird je nach Ausprägung der endokrinen Orbitopathie geplant, wobei insbesondere bei bestehenden Sehstörungen die Entlastung der Weichgewebe variiert wird.

 


Dr. Daniel Schmermund

Oberarzt, Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie -plastische Operationen Tel.: 0641/985-46271 Fax: 0641/985-46279 mkg@uniklinikum-giessen.de